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Liebes Brautpaar, liebe Familie –und ich schließe hier auch die erweiterte Familie mit ein-, werte Freunde,

es war in der Nacht vom vergangenen Samstag auf Sonntag, als ich beschloß: Marc, Du solltest eine Rede für diesen besonderen Tag schreiben und sie halten.

Nun gehöre ich zu den Menschen die gute Reden zu entsprechenden Anäßen mögen. Und wahrlich, heut ist wohl ein Anlass gegeben um eine Rede zu halten.

Eine kurze Warnung im vorab: Bis zum heutigen Tag war es mir nicht vergönnt eine einzige Rede zu halten. Ich hatte allerdings auch keinen Grund, bis heute.

Was tut man also in seiner Unerfahrenheit und Unbedarftheit? Man sucht nach vorbildhaften Beispielen aus der eigenen Vergangenheit. So kramte ich in meiner Erinnerung und zwei Momente waren mir in Kürze wieder präsent.
Zunächst fiel mir der letzte Geburtstag meiner Mutter ein. Auf auf welchem eine Freundin – und das scheint wohl so eine Art Brauch im Freundeskreis meiner Mutter zu sein – eine Rede über die gemeinsame Kinderzeit zum Besten gab. Man gedachte, erinnerte ich mich, der gemeinsamen Plumpskloerfahrungen, Bädern in gusseisernen Wannen und dass die Lebensansprüche damals geringer waren als heute – man brauchte halt weniger zum Glücklichsein, so schien es.
Aha, war mein Schluß hieraus, man blickt also "zurück"!.
Den zweiten Anlass, welcher mir wieder ins Gedächtnis kam, war ein Tag vor wenigen Wochen. An diesem bekam eine Freundin, zusammen mit fünf Dutzend weiteren Absolventen, feierlich ihr Magisterzeugnis ausgehändigt. Sie hatte mich im vorhinein gefragt, ob ich nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen wolle und so saß ich an jenem Tag im Hörsaal der alten Universität in Marburg und hörte mir die, hierzu von mehr oder weniger wichtigen Menschen verfassten Reden an. Es war weniger langweilig als ich erwartet hatte. Die Redner berichteten aus ihren eigenen Erfahrungen als Student und im jetzigen Berufsleben, schätzten realistisch die Arbeitsmarktsituation ein und machten den jungen Neuankömmlngen im wirklichen Leben Mut für ihren weiteren Lebensweg.
Aha, wurd mir in dieser Rückschau klar: Man blickt also auch nach "vorn".

Und so möchte ich also nach dieser langen Vorrede zunächst zurück und anschließend nach "vorn" in die Zukunft schauen.

Das Blick zurück fällt mir dabei gar nicht so schwer, denn es ist nun gerade einmal vier Monate her, dass Frank Nina – wie wir in unserer Familie sagen- bei uns "eingeführt" hat. Wer diese erste Hürde mit Bravour nimmt, hat bei uns, glaube ich, schon einiges gewonnen.
Wir Hornburger Ruhlandts machen über solche Einführungen gern ein paar familiäre Späße. Beispielsweise sollten neue Liebschaften vor dem ersten Vorstellen erst mal ein paar ihrer Kontoauszüge vorlegen und dergleichen.
Es war also Ende November letzten Jahres, als wir Nina kennenlernten. Ich war für dieses Ereignis an jenem Wochenende extra von Marburg nach Hornburg gefahren. Denn ein solche Einführung muss schon von allen Familienmitgliedern gut geheißen werden.
Ich muss schon sagen, dass Nina und mein Bruder sich nicht ungeschickt angestellt haben, um möglichen Unsicherheiten bei diesem ersten Zusammentreffen vorzubeugen.
Die beiden hatten nämlich –und wenn ich es richtig erinnere war dies Ninas Idee- Geschenke für meine Mutter, Meike und mich im Gepäck.
Bezüglich meines Präsentes entsinne ich mich da an zwei Liter hölländischen Vanille-Vla, jenem äußerst wohlschmeckende Puddingverschnitt aus unserem Nachbarland. Mutter und Meike konnten sich nicht mehr an die ihrigen erinnern. Es scheint als hatten sie keinen ganz so bleibenden Eindruck hinterlassen, wie der Vanille-Vla auf mich.
Nun, ich persönlich hielt das für keinen schlechten Einstieg und das erste Eis war bei einigem schüchternen Rumgekichere der beiden gebrochen. Und Nina selbst schien auf den ersten Blick ein sympathisches, fröhliches Wesen zu haben. Dieser Eindruck hat sich bis heute gehalten.
Beim Essen am selbigen Abend geriet mein ansonsten nicht auf den Mund gefallender Bruder allerdings leicht ins Straucheln als er versuchte uns verständlich zu machen –er benötigte dazu geschlagene 20 Minuten und jede Menge Umschreibungen über Liebe und das Leben im allgemeinen-, dass Nina und er sich am gleichen Tage zur Mittagszeit verlobt hatten.
Meine Mutter, Meike und ich waren schon etwas, ich möchte sagen, irritiert. Normalerweise ist nach einer "Einführung" erst mal Ruhe angesagt. Man bekommt nicht oft eine neue Freundin seines Bruders vorgestellt, und nach einigen Stunden wird diese schon zur Schwägerin, bzw. Schwiegertochter in spe. Doch glaubte ich ihn noch nie derart glücklich gesehen zu haben und das war ausreichend Grund sich mit dem Gedanken anzufreunden. Er scheint in mancher Beziehung verwandelt und offenbarte bis zum heutigen Tag Seiten –vorwiegend romantischer Natur, man denke nur an seinen Heiratsantrag, oder verliebtes Rumknutschen vor Haustüren -, die ich vorher so nicht von meinem Bruder kannte.
Das sich konkret etwas am Aufbau unserer Familie ändern würde, wurde mir klar als meine Mutter am letzten Weihnachtsfest zum Essen den Tisch aus der für fünf Personen viel zu kleinen Hornburger Küche räumen liess.
Es war beim Essen an diesem ersten Weihnachtsfeiertag, als in einem Nebensatz von Nina die Bemerkung fiel, dass die beiden ja 2004 auch schon heiraten würden.
Was folgte war plötzliche Stille und wieder Irritation unsererseits. Hatten wir uns gerade an die "Schwägerin/Schwiegertochter in spe" gewöhnt, rückte die tatsächliche "Schwägerin/Schwiegertochter Nina" in solche Nähe. Nun gut, es gab eine einiges überraschtes Gekicher: Wir dachten, dass wär klar? -Meine allzeit sparsame Mutter bemerkte noch; Das kostet doch auch eine Menge Geld, Frank!.
Tja, weitere drei Monate später und wir sitzen heute hier zusammen.
In der Rückschau scheint dies alles immer noch etwas ungewohnt rasch gegangen zu sein. Wenn ihr dieses Tempo beibehaltet bin ich in spätestens einem Jahr Onkel.
Womit wir bei der Zukunft wären. Da ich keine hellseherischen Fähigkeiten besitze, vermag ich hierüber allerdings nichts genaues zu sagen.
Wenn man seine Fantasie allerdings ein wenig spielen lässt, kann man sich ja einiges ausmalen.
Beispielsweise könnte Nina – dann im Besitz ihres erfolgreich abgeschlossenen Hotelmeisterinnen-Briefes, mindestens die Leitung eines Hotels inne haben, ihren Job geschickt managen und nach weiteren Zielen streben, nebenbei gute Ehefrau und Mutter, während Frank den Hausmann gibt und mit den Kleinen Buchstabenstempel aus Kartoffeln schnitzt, um mit Wasserfarben erste Drucke zu machen.
In einer anderen Version meiner zugegebenermaßen blühenden Fantasie wiederum wäre Frank Chef einer der größten Offsetdruckereien Deutschlands, würde von einem Auftrag zum nächsten eilen und müsste nicht in allen Zeitschriften und Werbeblättern nach den Konkurrenzdruckereien suchen, um diesen den Auftrag wegzuschnappen, da sie ohnehin aus seiner eigenen stammten. Auch er guter Ehemann und Vater. Nina zeigt derweil den Kindern daheim wie man Servietten schick faltet, die Zimmer in Ordnung hält und Gäste richtig bedient.
Gut, vielleicht lassen wir es hier damit bewnden.
Eines ist sicher: Ende dieses Jahres werden wir noch einmal zusammen kommen, um Eurer Ehe auch den Segen Gottes geben zu lassen. Dann sicherlich in einer größeren Runde.
Und so bleiben zum Schluß nur die guten Wünsche übrig die man einem frischen Brautpaar mit auf den Weg geben kann.
Euch ist zu wünschen, dass Eure Ehe und Partnerschaft so glücklich bleibt –und ich meine viele, viele Jahre oder sollte ich sagen Jahrzehnte-, wie sie heute ist und ihr von einander lernt und zusammenwachst.
Ihr könnt euer Tempo ruhig beibehalten – auch wenn dies zu Irritationen geführt hat macht ihr doch eine gute Figur dabei.
Bezügliich Eurer Zukunft werdet ihr wohl selbst am besten wissen, wie ihr Euch diese vorstellt. Und so wünsche ich Euch, dass diese so wird wie ihr sie Euch wünscht.
Und in diesem Sinne erhebe ich mein Glas auf Frank und Nina und ihre Zukunft!

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